Küche trifft Wohnraum - die neue Rolle der Küche 18.02.2016
Küche und Wohnräume bilden immer häufiger eine Einheit. Die in sich abgeschlossene und in einem separaten Raum untergebrachte Küche wird zu einem Relikt aus vergangenen Tagen, das es immer weniger gibt. Stattdessen werden die Grenzen zwischen Küche und Wohnbereich immer fließender und der Übergang zwischen beiden Bereichen immer verschwommener mit dem Ziel, ihn nahezu unsichtbar werden zu lassen. Welche Gestaltungsmöglichkeiten werden verwendet, um diese Ziele zu erreichen und welche Wohnelemente werden als Verbindungsglied genutzt?
Die neue Wohnqualität von Küchen
Küchen werden immer vorzeigbarer und repräsentativer, ohne ihre gewohnte Zweckmäßigkeit einzubüßen. Erreicht wird die optische Vereinigung von Wohnräumen und Küchen zum Beispiel durch Kochinseln, die sich zum Wohnraum hin öffnen. Möglich sind auch Arbeitsplatten, die in der Verlängerung zum Esstisch werden und die sich abschnittsweise mit einer Hydraulik auf normales Tischniveau absenken lassen. Wirkungsvolle Verbindungen zwischen Wohnraum und Küche schaffen ähnliche Farben und Möbel, die niedriger und überschaubar sind und mit Sitzgelegenheiten kombiniert werden. Verschiedene Materialien lassen den Übergang von der Küche in den Wohnraum nahezu unsichtbar werden. Die Küchenfronten sind nicht mehr einheitlich gestaltet, sondern in der Kombination von hochglanzlackierten Fronten mit solchen aus Kunststoff möglich. Immer öfter wird Glas als Material für Arbeitsplatten verbaut, um Transparenz herzustellen, während pflegeleichte und modern wirkende Küchenfronten in Holzoptik natürlichen Materialien immer ähnlicher werden.
Die veränderte Rolle der Küche
Die unmittelbare Anbindung der Küche an den Wohnraum zieht mittlerweile weite Kreise und beeinflusst auch die Innenarchitektur, die im Zusammenspiel mit der Architektur immer häufiger offene Grundrisse hervorbringt. In Neubauten werden von vornherein Küche und Wohnraum als eine Wohneinheit gestaltet oder durch offene und einander ähnliche Gestaltungselemente miteinander verbunden. Die Grundrisse von Wohnungen und Häusern haben sich dementsprechend geändert. Anders als früher ist nicht mehr der Wohnraum das Herzstück und der Mittelpunkt einer Wohneinheit, sondern die Küche, deren Übergang in den Wohnraum fließend ist und um die die übrigen Räume gruppiert werden. Immer häufiger werden in Bestandsbauten auch zwischen Küche und Wohnraum befindliche Mauern eingerissen, um eine Verbindung und mehr Offenheit sowie Transparenz herzustellen. Dies geht allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es sich nicht um tragende Wände handelt und bei vermieteten Bauten aus Beweisgründen die schriftliche Genehmigung durch den Vermieter vorliegt.
Neue Anforderungen an die Kombination Kochen - Essen - Wohnen
Mehr als ein Fünftel aller Deutschen wohnt mittlerweile in der wandlosen Kombination aus Kochen - Essen - Wohnen. Das zeigt, dass Küchen als Wohnraum akzeptiert und ästhetisiert werden. Während der eigentliche Wohnraum zum privaten Rückzugsort mit groß angelegten Liege- und Sitzflächen für die ganze Familie geworden ist, sind Küchen längst nicht mehr der Ort, an dem "nur" gekocht und Mahlzeiten zubereitet werden. Stattdessen dient sie immer mehr dazu, das Kochen zu zelebrieren, Gäste zu empfangen und zu bewirten sowie Küchenpartys zu veranstalten. Insoweit zielt ihre optische Veränderung darauf ab, immer weniger als Küche optisch erkennbar zu sein und stattdessen funktionalen und repräsentativen Anforderungen zu genügen.
Dies gelingt den Küchendesignern dadurch, dass immer mehr Gerätschaften versenkt oder hinter Türen oder Schränken verborgen werden. Darüber hinaus werden neue Anforderungen an die Funktionalität einer Küche gestellt. Sie muss vieles auf einmal können: Sie muss modern sein, funktional und praktikabel, und gleichzeitig auch ansehnlich und schön sein. So kommt es, dass immer mehr Mut zur Farbe vorherrscht. Bunte Unis setzen fröhliche Akzente zwischen den klassischen Holztönen sowie den Farben Weiß und Grau in unterschiedlichen Nuancen.
Dadurch bedingt nimmt die Tendenz zu, immer mehr Küchengeräte über das Smartphone oder Tablet zu steuern. Inwieweit sich diese Spielerei allerdings durchsetzen wird, ist aktuell noch fraglich.